Santa Maria! Insel, die aus Träumen geboren. Ich hab meine Sinne verloren. In dem Fieber, das wie Feuer brennt. Wir träumen nicht von der unschuldigen Insel, die Roland Kaiser in den 80er-Jahren besang, sondern stehen in der Teebox auf dem Golfplatz in Marbella, der diesen Namen trägt.
Das Schöne an Marbella ist, dass du stets etwas Neues entdecken kannst, auch wenn du denkst, dass es nichts Neues gibt. Der Santa Maria ist nicht neu, taucht aber auch in keinem aktuellen Golfplatz-Ranking der Costa del Sol auf. Wir haben uns deshalb die Sache näher angeschaut.
Als wir ankommen, präsentiert sich das Clubhaus mit dem Check-in im Pro-Shop in einem Cortijo (andalusischer Gutshof) aus dem 19. Jahrhundert, strahlend weiss in einer blumigen Gartenanlage thront es vor dem dunklen See am Loch 18, wo zuvor viele Golfbälle in die Tiefe sanken.
Álvaro, der Marketing-Mann vom Club erzählte uns, dass in den 80er-Jahren die andalusische Tourismusbehörde die Entwicklung von Golfplätzen in und um Marbella förderte und innerhalb von fünf Jahren 10 weitere Golfanlagen aus dem Boden gestampft werden sollten. Deshalb machten sich einige golfspielende Freunde, darunter D. John Jenkins und Colin Mosely, auf die Suche nach einem geeigneten Stück Land. Wir wissen es nicht genau, ob das Gründungskomitee den Chart-Kracher von Roland Kaiser ebenfalls im Ohr hatten, als sie auf die aberwitzige Idee kamen, ihren eigenen Golfplatz zu bauen. Das Kolumbus-Flaggschiff jedenfalls war für die Logo- und Namensgebung Inspiration genug.
Der Plan war ein friedvoller Country-Club mit allen Annehmlichkeiten für seine Mitglieder idyllisch inmitten dichter Pinien- und Korkeichenwäldern. Ruhig und beschaulich wäre es gewesen, wenn nicht der Bau der Autobahn einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Die soll nämlich quer durch das Gelände, wo die Spielbahnen vom Santa Maria geplant wurden. Nach Jahren von kräftezehrenden Rechtsstreitigkeiten gewann der Santa Maria Club den Kampf mit den Bauherren Autopista del Sol, die letztendlich einen 150 Meter langen Tunnel unter dem Golfplatz bauen mussten. Die Löcher 6 sowie 15 und 16 liegen darüber, wir merken aber nichts davon.
Der Santa Maria ist ein gemütlicher Kurs, passend zur Mentalität der Spieler dort. Vor uns tuckert ein alter Buggy mit mindestens 160 Jahren Lebenserfahrung. Dabei wurden Ende 2019 einige Fairways von den Greenkeepern selbst umgestaltet. Das auch um die Länge von Par 70 auf Par 72 zu bringen. Einige kurze Löcher sorgen jedenfalls für einen gewaltigen Selbstvertrauensschub. Selbst die Oma vor uns legt mühelos ihren zweiten Schlag auf dem Vorgrün ab. Ansonsten ist das Spiel kurzweilig. Es heisst, der Platz sei so steil und anstrengend, dass nur Extremsportler es wagen sollten zu laufen. Das ist ein Gerücht! Also fährt einer von uns Buggy, während der andere läuft. Teilweise geht steil bergauf. Manchmal steigt der Blutdruck wegen dem unsäglichen Wasserhindernis. Aber das Snack-Cart versorgt uns zuverlässig, sodass der Ballverlust nicht schmerzt.