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Alt, ehrwürdig und königlich: Der Real Club de Golf Sotogrande

Es gibt sie noch, diese Golfclubs, die sich mit Stolz als «alt und ehrwürdig» bezeichnen – und genau das auch sind: Relikte aus einer Zeit, in der Gentlemen nach dem 18. Loch in Tweedanzügen über Politik, Pferderennen und die neuesten Schottenkaros diskutierten. Der Real Club de Golf Sotogrande ist der erste überhaupt. Der Urgrossvater aller Golfplätze hier – mit stolzen 50 Jahren auf dem Buckel. Seit zwei Jahrzehnten trägt der Club den königlichen Titel «Real». Und das ist etwas Besonderes, denn von den 402 Golfplätzen in Spanien dürfen sich nur 18 mit diesem Prädikat schmücken.

Eingebettet zwischen dem Fluss Guadiaro und dem Jachthafen von Sotogrande liegt dieser private Mitgliederclub. Der Eintritt fühlt sich an wie ein Trip in eine andere Dimension. Schon das Tor begrüsst dich mit dem imposanten Logo des Real Club de Golf Sotogrande. Klar, der Club ist nicht öffentlich, aber wenn du 300 Euro Greenfee zahlst, darfst du wochentags trotzdem wie ein VIP durchstarten.

Uns erfasst sofort ein Gefühl der Ehrfurcht – wir betreten die heiligen Hallen eines erlesenen Golfclubs, dessen Geschichte sich über Jahrzehnte wie ein kostbarer Wein entfaltet hat. Liebevoll als «der alte» bezeichnet, grenzt er sich klar von seinem jugendlichen Nachbarn Valderrama ab. Das strahlend weisse Clubhaus, ein Flachdachbau, bewahrt trotz der restaurativen Hand von Pedro Riveiro Pita im Jahr 1999 die zeitlose Eleganz der 1960er-Jahre.

Drinnen finden sich mahagonifarbene Holzvertäfelungen, goldene Pokale, die seit 1973 wohl keinen Staubwedel gesehen haben, und Teppiche, die die Geschichten von mindestens zehn verlorenen Golfbällen erzählen könnten. Doch Vorsicht! Der Dresscode ist strenger, als es auf den ersten Blick scheint, und – Gott bewahre – wer in einem neonfarbenen Poloshirt aufkreuzt, wird schnell schief angeschaut. Im riesigen Pro-Shop kannst du jedoch Abhilfe finden. Eine so grosse Auswahl an Logo-Kleidung haben wir selten gesehen. Allen voran die klassischen Pullover mit dem traditionellen Club-Logo. Schon schick und zeitlos – passt perfekt!

In dieser ehrwürdigen Kulisse ist die Moderne jedoch nicht weit, denn hier wird auch Gegenwart geschrieben: Jedes Jahr findet auf diesem Gelände das prestigeträchtige Andalucía Masters statt, ein bedeutendes Turnier der DP World Tour. Im Oktober 2024 wurde die zehnte Ausgabe dieses Turniers auf diesem renommierten Platz ausgetragen.

Die Palmenreihe am Clubhaus der 18. Bahn ist mittlerweile ein Markenzeichen.

Der allererste Golfplatz von Trent Jones in Europa.

In einer Welt, in der Tradition oft von der Raserei des Fortschritts plattgewalzt wird, steht der Real Club de Golf Sotogrande wie eine Zeitkapsel voller Klasse und Charme. Seit 1964 trotzt dieser Golfplatz in Südspanien nicht nur dem Zahn der Zeit, sondern lässt ihn mit einem ironischen Augenzwinkern links liegen. Auch hier hat – einmal mehr – Robert Trent Jones Sr. seine Finger im Spiel und ein Vermächtnis hinterlassen, das von einem visionären Träumer geprägt ist: Joseph McMicking (1908–1990). McMicking war ein philippinischer Unternehmer, Philanthrop und Visionär, der heute zu Recht als «Vater von Sotogrande» gilt. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des exklusiven Ferien- und Wohnortes Sotogrande. Ein Mann, der keine Lust auf Mittelmass hatte und mit seinem Projekt bewies, dass Golfplätze mehr sein können als Fairways und Greens – sie können Geschichten erzählen, Visionen verkörpern und den Status quo mit einem charmanten Schwung ins Abseits schicken.

Der Par-72-Kurs mit seinen 6492 Metern sieht auch nach über 50 Jahren noch aus, als wäre er gerade direkt aus dem Golfplatz-Olymp entsprungen. Trent Jones selbst beschrieb ihn damals als „Schlachtfeld“: Du greifst an, und der Platz verteidigt. Die Fairways sind breit genug, um ordentlich draufzuhauen – aber keine Sorge, die Korkeichen und Palmen werden dir schon zeigen, wer hier das Sagen hat. 

Besonders knifflig wird’s am vierten Loch, einem Par 3 mit 202 Metern und einem Grün, das geneigt ist wie ein schiefer Turm. Präzision ist hier keine Option, sondern Pflicht. Zwischen 2015 und 2016 haben Roger Rulewich und David Fleury dem Platz ein modernes Makeover verpasst – sprich, mehr Herausforderungen, mehr Nervenkitzel, mehr Grund, die Schläger zu verfluchen.

Das war übrigens ganz im Sinne der Mitglieder, die sich eine Prise Modernität und etwas mehr Würze auf dem Platz gewünscht hatten. Man wollte nicht nur Tradition bewahren, sondern auch dafür sorgen, dass der Club mit hochrangigen, modernen Turnieren problemlos mithalten kann. Ein bisschen Feinschliff hier, ein paar Herausforderungen dort – und schon ist Sotogrande bereit für die nächste Generation von Golfern, die eben Drives über 250 Meter hinlegen. 

Die Bunker hier sind etwas Besonderes: Europas erste, die mit strahlend weissem Marmor-Sand gefüllt wurden. Sie schimmern in der Sonne so hell, dass selbst Golfer mit einem Hang zur Dramatik von „Diamanten im Grün“ sprechen könnten – ja, ich weiss, das klingt kitschig, aber wenn du sie siehst, verstehst du, was ich meine. Zusammen mit den riesigen Grüns und den alten Korkeichen, Kiefern und Eukalyptusbäumen entsteht eine Kulisse, die wie ein grünes Paradies wirkt – und manchmal fast zu schön ist, um wahr zu sein.

Ach ja, und apropos Paradies: Die E-Trolleys, die du ausleihen kannst, haben den Charme von Oldtimern und sorgen für den einen oder anderen Lacher. Tipp von uns: Unbedingt die 10-minütige Halfwaypause einlegen und die selbstgebackenen Kuchen oder Protein-Fruchtbällchen probieren – damit überstehst du auch die zweite Hälfte, egal, wie sehr der Platz dich herausfordert.

Regeln sind Regeln – und hier sind sie ein muss!

Hier gibt es Regeln, und diese Regeln sind heilig. Ein Handicap von H 24/D 30 ist Pflicht. Umgekehrte Baseballkappen sind tabu. Golfbälle bei zwielichtigen Ballsammlern am Zaun zu kaufen ist ein absolutes No-Go. Viel Spass – wenn du so den Platzverweis riskieren willst. Sogar die Halbzeitpause nach Loch 9 ist streng getaktet: Wer zu lange trödelt, hat den Member-Flight im Nacken, und glaub mir, die schlagen dir schneller auf die Hacken, als sie „Fore!“ rufen.

Die Pause nach Loch 9 ist übrigens keine Empfehlung, sondern ein Muss – aber bitte nicht übertreiben. Zu lange verweilen? Unhöflich! Diese Regeln sind keine Schikane, sondern Ausdruck von Klasse, Würde und der festen Überzeugung, dass Golf hier nicht nur ein Spiel ist, sondern eine Lebenseinstellung.

Der Club, einst ein Teil der Sotogrande-Urbanisation und seit 1979 vollständig in den Händen seiner Mitglieder, ist heute eine Bastion der Exklusivität – und, ja, des alten Geldes. Das Zutrittsrecht? Oft ein Erbstück, weitergereicht an die nächste Generation. Die genauen Kosten für eine Mitgliedschaft im Real Club de Golf Sotogrande sind nicht öffentlich zugänglich und werden als eines der letzten echten Golfgeheimnisse gehütet.

Aber hier Mitglied zu sein bedeutet mehr als bevorzugte Startzeiten oder Zugang zu exklusiven Events – es ist ein Statussymbol. Ein Ticket in einen Zirkel, in dem Tradition, Anstand und der perfekte Schwung nicht nur gepflegt, sondern regelrecht zelebriert werden. Wer das versteht, hat den Schlüssel zu einer Welt, die sich nur wenigen öffnet.

Eine Runde Golf im Real Club de Golf Sotogrande hat ihren Preis: 325 € für 18 Löcher unter der Woche, 355 € am Wochenende. Wer zusätzliche Unterstützung möchte, kann einen Caddy für 60 €, einen Buggy für 50 € oder einen elektrischen Trolley für 18 € buchen. Exklusivität hat eben ihren Wert – und in Sotogrande wird dieser Stil und Luxus bis ins kleinste Detail zelebriert.

Modernisierung: Wo das Gras grüner ist!

2011 startete der Real Club de Golf Sotogrande ein ehrgeiziges Renovierungsprojekt, das Tradition mit einem frischen Hauch Moderne verbindet. Für diese Mammutaufgabe holte der Club niemand Geringeren als Roger Rulewich – 35 Jahre lang die rechte Hand von Robert Trent Jones – und seinen Partner David Fleury an Bord. Ihr ambitioniertes Ziel: Die ursprüngliche Grösse und Form der Greens wiederherstellen, die Bunker auf Vordermann bringen und die Fairways neu gestalten.

Dabei wurden die Greens um beeindruckende 45 % vergrössert – schliesslich muss der Platz den heutigen Golfprofis gerecht werden, die mit Power-Drives locker die 250-Meter-Marke knacken. Hier geht es nicht nur um den Erhalt der Tradition, sondern darum, den Golfplatz für eine neue Generation von Spielern noch herausfordernder und spannender zu gestalten.

Auch unter der Oberfläche wurde ordentlich gearbeitet: Ein neues Entwässerungssystem mit beeindruckenden 44 Kilometern an Abwasserrohren sorgt für perfekte Spielbedingungen. Für die Fairways und Greens wurden 71’000 Tonnen kieselsäurehaltiger Sand verwendet – allein 64’600 Tonnen für die Fairways und 6’400 Tonnen für die Greens. Abgerundet wurde das Projekt mit der Verlegung von fast 37 Hektar zertifiziertem 419 Bermuda-Gras, das sowohl auf den Fairways als auch im Rough für optimale Bedingungen sorgt.

WAS AUCH NOCH SPANNEND IST