Neben dem weltberühmten Madeira-Wein hat die Insel noch ein weiteres Nationalgetränk in petto: Madeira Poncha! Dieser fruchtig-süsse Cocktail, gemixt aus frisch gepressten Orangen oder Zitronen und dem 40-prozentigen Zuckerrohrschnaps Branca Aguardente de Cana, ist nicht nur ein Genuss, sondern auch ein echter Muntermacher.
Der Zuckerrohrschnaps, besser bekannt als Rum Agrícola da Madeira, blickt auf eine fast 50-jährige Tradition zurück. Sein Name „Branca“ – zu Deutsch „die Weisse“ – verweist auf seine kristallklare Reinheit. Die Zubereitung der Poncha hat ihren ganz eigenen Charme: Oft wird sie direkt vor deinen Augen frisch angerührt, und zwar mit einem speziellen Holzstössel, dem „Caralhinho“.
Ein Schluck davon, und du hast das Gefühl, die Sonne Madeiras direkt im Herzen zu spüren. Ein kleines, feuriges Stück Inselkultur, das du nicht verpassen solltest!

Wir haben die Venda do Nelson Bar, auch bekannt als Bar Poncha das Fontainhas, besucht – die vermutlich authentischste Adresse, um echten Poncha zu geniessen. Hoch über Funchal versteckt sich dieses charmante Juwel, das auf den ersten Blick kaum als Bar zu erkennen ist.
Betrittst du die Bar, tauchst du direkt in die madeirensische Kultur ein: Kisten voller Passionsfrüchte, Zitronen und Orangen stapeln sich neben Honigmelasse und literweise Zuckerrohrschnaps. Hier wird der Poncha frisch gemixt – mit viel Herzblut und genau so, wie ihn die Einheimischen lieben.
Dazu gibt’s als Snack Erdnüsse, die auch gleich die ganz eigene Boden-Dekoration erklären: eine dicke Schicht Schalen, die hier niemand stört. Denn in der Venda do Nelson wird nicht gefegt – hier wird gelebt! Ein Ort, der Madeiras Seele einfängt: rustikal, authentisch und voller Lebensfreude.
Hinter der Theke wird bei Nelson echte Handwerkskunst zelebriert: Mit geübten Bewegungen mixt er für jeden Gast seine frische Passionsfrucht-Poncha – ein Genuss, der nicht nur schmeckt, sondern auch ein kleines Spektakel ist. Sein Werkzeug? Der Mexelote, der traditionelle hölzerne Rührstab, der für Poncha unverzichtbar ist.
Mit Präzision verquirlt Nelson die Zutaten über einem Sieb, bis sie sich perfekt verbinden, und füllt die goldene Mischung anschliessend direkt zurück in die Branca-Flasche. Dieses kleine Ritual ist weit mehr als nur ein Getränk zuzubereiten – es ist die Essenz Madeiras, eingefangen in einem Glas, das jeden Schluck zu einem unvergesslichen Moment macht.
Poncha, das Nationalgetränk Madeiras, erhielt im März 2014 von der portugiesischen Regierung die geschützte geografische Herkunftsbezeichnung „Poncha da Madeira“. Das bedeutet, dass sowohl die Produktion als auch der Handel dieses Getränks auf die Inseln Madeira und Porto Santo beschränkt sind. Die Hauptzutaten – Fruchtsaft, Honig und Zuckerrohrbrand – müssen vollständig aus lokaler Produktion stammen, und das Endprodukt muss den traditionellen sensorischen Eigenschaften entsprechen.
Die Ursprünge des Poncha reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Portugiesische Seefahrer nutzten damals Zitronen als Mittel gegen Skorbut auf ihren langen Reisen. Um die Haltbarkeit der Früchte zu verlängern, legten sie diese in den auf Madeira produzierten Zuckerrohrbrand ein.
Diese Praxis führte zur Entstehung des Poncha, der sich im Laufe der Zeit zu einem beliebten Getränk auf der Insel entwickelte.
Traditionell wird Poncha mit einem speziellen hölzernen Quirl, dem „Caralhinho“, gemixt. Dieses Werkzeug ist in vielen Poncha-Bars auf Madeira zu finden und symbolisiert die handwerkliche Zubereitung des Getränks.
Die klassische Variante des Poncha besteht aus Zuckerrohrbrand, Zitronensaft und Honig. Im Laufe der Jahre sind jedoch zahlreiche Varianten mit verschiedenen Fruchtsäften entstanden, die das Geschmacksspektrum erweitern.
Heute ist Poncha nicht nur ein Symbol der madeirensischen Kultur, sondern auch ein beliebtes Getränk bei Einheimischen und Touristen gleichermassen. Sein süss-fruchtiger Geschmack und die geschichtsträchtige Herkunft machen es zu einem Muss für jeden Besucher der Insel.