Golfplatz mit Links-Charakter ohne Meerblick

Weit und breit ist kein Meer in Sicht – und trotzdem fühlst du dich, als stündest du auf einem echten Links-Klassiker. Naja, zumindest einem, der einige seiner Merkmale übernommen hat. Der Wind kann hier genauso peitschen. Willkommen auf diesem Perry Dye-Meisterwerk, mitten in San Roque, weit entfernt vom Meer – aber genauso herausfordernd.

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Abschlag. Der Blick vom Tee war atemberaubend, die Fairways schienen sich wie Wellen durch die Landschaft zu ziehen. Doch die Schönheit täuscht. Das wilde Gras, das sich im Wind wiegt, ist der stille Wächter dieses Platzes – immer bereit, deinen Ball in seinen Tiefen verschwinden zu lassen.

Hier geht es nicht um Schnickschnack oder makellose Perfektion. Der New Course im San Roque Golf & Resort an der Costa del Sol hat Charakter – und genau das macht ihn zu einem der spannendsten Golfplätze in Andalusien. Mit seinen Ecken und Kanten lässt er das Golferherz höher schlagen – oder zumindest deinen Puls, wenn du vor einem dieser tiefen Dye-Bunker stehst.

Perry Dye hat hier nicht einfach nur einen Golfplatz in Spanien entworfen, sondern eine echte Arena. Mut, Präzision und ein gesunder Galgenhumor sind gefragt. Die tiefen, runden Erdlöcher wirken, als hätte der Wurm aus „Dune“ hier seine Spuren hinterlassen – und du siehst sie auf fast jeder Bahn.

Die Fairways des San Roque Golf Club sind hügelig und wellig, wie ein stürmisches Meer in Zeitlupe. Und das wilde, raue Gras rundherum ist dein grösster Gegner, wenn dein Ball einmal nicht das tut, was du willst. Genau das macht den Reiz dieses Platzes aus – Golf in Andalusien, das fordert und begeistert.

Herausforderungen & Highlights auf dem New Course

Erhöhte Abschläge sorgen für echte Adrenalinkicks. Wenn dein Ball durch die Luft zischt und der Klang deines Drives im Wind widerhallt, fühlt es sich an, als könntest du ihn bis ans Ende der Welt schlagen. Aber Vorsicht: Die Fairways mögen auf den ersten Blick einladend wirken, doch sie sind tückisch. Jeder Hügel, jede Neigung scheint darauf ausgelegt zu sein, dir die perfekte Landung zu verwehren. Der Roll ist gigantisch. Dein Ball kann kreuz und quer durch die Landschaft schiessen, irgendwo zwischen den grasbewachsenen Hügeln landen, die sich wie kleine Hindernis-Parcours durch das Gelände ziehen.

Ein Highlight für mich war ein Par 4 mit einem schmalen Dogleg, flankiert von einer Kaskade aus riesigen Bunkern. Der Anblick allein liess meinen inneren Tiger Woods in den Winterschlaf gehen. „Links oder rechts?“, fragte ich mich. Aber Perry Dye hat hier nur eine Antwort vorgesehen: „Genau in die Mitte.“ Und genau das macht diesen Platz so besonders. Es ist anders als alle anderen in der Region. Das einzige Dye-Layout weit und breit, und allein das hebt ihn von den durchmanikürten Parkland-Plätzen ringsum ab. 

Wenn du mich fragst, ist dieser Golfplatz kein Ort für Perfektionisten. Für Menschen, die den Mut haben, mit einem Lächeln und einer Portion Selbstironie in den Bunker zu steigen – und die es schaffen, jeden Moment zu geniessen, egal ob sie ein Birdie feiern oder mit einem gestrichenen Loch leben müssen.

Für Parklandliebhaber, die sanfte Fairways, flache Greens und vorhersehbare Bahnen schätzen, ist ein Platz mit wilden Rolls, tiefen Bunkern und endlosen Bahnen vielleicht nicht die erste Wahl. Wer sich ärgert, wenn der Ball weiter rollt und ganz woanders liegt, als man es erwartet hat, wird hier sicher den einen oder anderen Kritikpunkt finden. Der New hier fordert dich heraus, nimmt dir die Kontrolle aus der Hand und zwingt dich, mit dem zu arbeiten, was du vor dir hast – ob dir das gefällt oder nicht. 

Golf lehrt uns, loszulassen. Akzeptiere den Roll, nimm die Hügel an und bleib offen für die Überraschungen hinter der nächsten Kurve. Und mal ehrlich: Schau dir einfach die Bilder unten an. Die lügen nicht! Es sieht wirklich genauso aus wie auf den Fotos …