Irgendwo im Nirgendwo zwischen kargen Sanddünen und frisch gefluteten Reisfeldern bahnen wir unseren Weg vorbei an wilder und unberührter Landschaft. Dabei sind wir nur 40 Kilometer von Lissabon entfernt. Die Szenerie hier scheint in einem vergangenen Jahrzehnt verweilt zu haben, wie die leeren Strassen, die Will Smith in seinem Blockbuster “I’m Legend” durchkämmt, um Leben zu finden. Vielleicht liegt es an der frühen Stunde an diesem Samstagmorgen. Doch hier, abseits und ruhig, erstreckt sich eine vom Tourismus noch wenig entdeckte Region in einer naturbelassenen Idylle.
Die beiden Plätze von Ribagolfe gehörten zum riesigen Landgut Vargem Fresca und ORIOZNTE Lisbon Golf hat neuerdings die Fäden in der Hand. Deshalb erfolgte nicht nur ein umfangreiches Umbrandig, sondern die beiden Golfplätze präsentieren sich uns in einem herausragenden Zustand – von den Abschlägen über die Fairways bis hin zu den Grüns. Ribagolfe I, ein regelmässiger Austragungsort der European Tour Qualifying School, trägt nun den Namen Ribagolfe Lakes, während Ribagolfe II sich den neuen Titel Ribagolfe Oaks verdient hat.
Die beiden Ribagolfe-Kurse sind eingebettet in eine ausgedehnte Korkeichenplantage, und bei 2x 18-Loch ist der Einsatz eines E-Carts eine kluge Entscheidung. Als “early birds” erleben wir, wie der Morgentau das Gras wie eine silberne Decke überzieht und uns mystische Aussichten auf die erste Spielbahn schenkt. Der Ribagolfe Lakes schlängelt sich eng durch die dicht belaubten Wälder der Korkeiche mit gefühlt endlosen Fairways, die mit tiefen, goldgelben Bunkern durchsetzt sind. Bei den gefürchteten Slice-Abschlägen über 200 Metern fällt es schwer, den Ball im dichten Blumenmeer in zartlila, zitronenfaltergelb, azurblau und schneeweiss wiederzufinden und den Score im Rahmen zu halten. Im Gegensatz zur alten Herren-Mannschaft auf dem Schwesterplatz gehen wir es gemütlich an, im Sinne von “Urlaubsgolf”. Das Besondere an Ribagolfe, wo der Kuckucksruf und das Klopfen des Spechts ständige Begleiter sind, liegt in der ursprünglichen Natur und dem Gefühl, direkt in einem Wildreservat Golf zu spielen. Hier und da erblickt man eine Wildkanzel am Rand der Fairways, und es ist kein Wunder, dass man neben den ruppigen Wildschweinspuren auch häufig die sterblichen Überreste entdeckt, die die kleineren Raubtiere von ihrem Mahl zurückgelassen haben.
Auf sämtlichen Kursen sticht besonders hervor, dass das Spiel fast wie ein grenzenloses Abenteuer ohne “Out of bounds”-Grenzen über die gesamte Anlage geht. Dies verdanken wir der grosszügigen Anzahl von Bäumen und dem geschickten Einsatz von Wasserhindernissen. Es ist, als ob der Golfplatz sagen würde: Hier gibt es keine Ausgrenzung – ausser vielleicht für deinen Golfball. Der Ribagolfe Oaks unterscheidet sich nur geringfügig von der ursprünglichen Optik des Lakes-Platzes, jedoch sind die Fairways breiter gestaltet, was den Ballverlust inmitten der blühenden Pracht etwas minimiert. In Ribagolfe wird die Natur zu einem elementaren Teil des Golfspiels, und auf den beiden 18-Loch-Plätzen kann man das Spiel mit allen Sinnen einfach nur geniessen.