Also Crans-Montana ist so eine Berühmtheit, die keine Erklärung benötigt. Jährlich pilgern Hunderttausende im September in diesen idyllischen Ferienort, um Spitzengolfern bei den Omega European Masters im Golf-Club Crans sur Sierre nahe zu sein. Der Spanier und Masters-Sieger Sergio Garcia besitzt eine Wohnung direkt am Golfplatz und der Australier Adam Scott verlegte seinen offiziellen Wohnsitz hierher, erzählt uns der Clubmanager Pascal Schmalen. Wir sitzen zum Lunch im Clubhaus, was zeitgleich das Restaurant Le Sporting gibt. Es gibt Pläne, dass das Haupthaus mit dem Restaurant bald erneuert wird. Die Karte ist mehr als italienisch angehaucht und füllt unseren leeren Kohlenhydratspeicher vor der Runde mit Pasta und Pizza auf.
Die Briten Freemantie und Gedge wurden 1905 beauftragt, den Course zu zeichnen und zu bauen. Das erklärt im Ansatz den altenglischen Parkland-Stil. Während des Ersten Weltkriegs fiel der Golfplatz der Zerstörung zum Opfer, im Jahre 1924 wird der Golf Club Crans-sur-Sierre gegründet und 1939 finden erstmals die Swiss Open statt. Zu dieser Zeit existierten in der Schweiz erst elf Golfclubs. Im Jahre 1983 kam schliesslich das Event zu den European Masters und wurde somit eine der Stationen der PGA-European-Tour. Die Zeiten ändern sich und die Ansprüche auf Spitzenniveau sowieso. Also wurde 1995 der Spanier Severiano “Seve” Ballesteros beauftragt, einen moderneren Kurs für das Profi-Spektakel zu entwerfen. Er gehörte als Kapitän des europäischen Ryder-Cup-Teams zweifellos zu den Legenden in der Geschichte des Golfs und wurde für sein kreatives Genie und seine unübertroffene Fantasie auf dem Golfplatz bekannt. Sein Markenzeichen aus den unmöglichsten Lagen zu spielen, spiegelt sich auch in seinen Platzdesigns wider. Viel zu früh verstarb er 2011 in Folge seiner Krebserkrankung. Auf der Schlussbahn steht seine Gedenktafel an der Mauer hinter den Bäumen, von wo er damals seinen Wunderschlag ans Green legte und schliesslich ins Loch chippte. Also hat Ballesteros auf Golfanfänger bei seinem Werk wenig Rücksicht genommen. Schliesslich ist es ein DP World Tour Parcours, der selbst die Profis zum Verzweifeln bringt.
Der Himmel ist babyblau, und über dem sattgrünen Fairway sehen die kleinen Wölkchen auch gut aus. Nun sind wir hier, um den Geschmack mit Sicht auf die majestätische südliche Alpenkette mit Matterhorn und Montblanc auszukosten. In der Ferne sehen wir schneebedeckte Gipfel. Das Renommee, was dem Platz vorauseilt, verpflichtet und wir erwarteten viel. Allerdings fiel uns die Konzentration bei diesem Postkarten-Wetter schwer und das Gefühl, ein Par erreicht zu haben, wo sich sonst die Crème de la Crème misst, ist unglaublich. Unser Lieblingsloch ist das Par 3 vom 13. Loch, ein Inselgrün mit der Naturtribüne für die Besucher. Nur der Applaus fehlt heute. Eigentlich müssen wir gar nicht viel beschreiben, denn wenn du das OMEGA European Masters im TV gesehen hast, weisst du, was wir meinen. Etwas unklar ist uns, warum abwechselnd die Golfhandtücher von St. Andrews und Pebble Beach an den Ballreinigungsautomaten hängen. Aber es ist ein Detail, das sofort ins Auge springt.
2019 wurde das Layout noch mal modernisiert und es kamen neue Seen und Sandbunker dazu, erzählte uns der Golfplatzmanager Pascal Schmalen. Insgesamt flossen in den letzten Jahren einige Millionen in die Umbauarbeiten, die allesamt aus dem Fond von Omega bezahlt werden. Die jungen Sportler mit ihren neuen Weiten verändern schliesslich auch Golfplätze, die für die Ewigkeit gemacht wurden. Eigentlich ist der Platz ein typischer Parkland mit offenen und weiten Fairways mit wenig hohem Rough. Nur in Turnierphasen werden die Bahnen gefährlich getrimmt, sodass die Freizeitgolfer nicht gänzlich verzweifeln müssen. Ausserdem ist auf dieser Höhe die Luft dünn und mit der geringeren Luftdichte haben auch ganz gewöhnliche Bogey Golfer, wie wir es sind, ebendiese Traumschläge mit Omega-Masters-Final-Charakter.
Gut zu wissen: Drüben auf der anderen Strassenseite hat sich Jack Nicklaus beim Design des Neun-Loch-Platzes die Ehre gegeben. 1951 baute Crans den zusätzlichen 9-Loch Platz «Les Xirès». 1988 wurde er in «Parcours Jack Nicklaus» umbenannt. Aktuell gibt es Ausbaupläne, um ihn zu einem 12-Loch Platz zu erweitern. Wir haben den Golfplatzarchitekten vom Nicklaus-Design-Team am Loch 6 getroffen, der just in diesem Moment seine Ideen zum Re-Design notierte. Daneben gibt es noch zwei weitere 9-Loch Plätze, die ebenfalls vom Golf-Club Crans-sur-Sierre betrieben werden und für Anfänger gedacht sind:
– Super Crans, ein kurzer Platz von 916 Metern Länge nahe dem gleichnamigen Hotel in Montana-Vermala- Noas, ein Übungsplatz mit 1’365 Metern Länge in Chermignon d’en Bas