Man sagt, die Stadt Graaff-Reinet ist Südafrikas „Fossilienhauptstadt“ und das Tor zur Grossen Karoo – und ehrlich gesagt: genauso fühlt es sich an. Ein Ort, der den Übergang markiert. Vom Ankommen zum Loslassen. Vom Unterwegssein zum Durchatmen.
Weiss getünchte Fassaden, grüne Fensterläden, knorrige Bäume, die ihre Schatten auf das Kopfsteinpflaster werfen. Eine weisse Mauer, Sicherheitspersonal am Entry. Mittendrin das 5-Sterne-Drostdy Hotel in Graaff-Reinet – eingebettet zwischen kolonialer Architektur und der grossen Ruhe, die nur die Karoo kennt.
Der Himmel war irgendwann kein Postkartenblau mehr, sondern eine samtige Dunkelheit mit den ersten Sternen. Die letzten Kilometer durchs Nirgendwo.
Hier ist die Dämmerung sehr früh dran – gerade zu dieser herbstlichen Jahreszeit am Kap. Die Jahreszeiten sind hier gegengesetzt zu Europa: Was bei uns der Frühling ist, ist hier der Herbst. Was bei uns der Sommer ist, ist hier der Winter. Es wird früh dunkel.
Eigentlich ist das Drostdy Hotel für uns ein Zwischenstopp. Ein kurzer Halt, bevor es für uns weitergeht – raus in die stille Weite, auf Safari in die Grosse Karoo. Aber ehrlich gesagt: Es fühlt sich schnell nach mehr an. Nach Ankommen. Nach Zur-Ruhe-Kommen. Nach Bleiben. Und so verlängern wir unseren Aufenthalt.
Denn Graaff-Reinet ist eine der viertältesten Städte Südafrikas. Ihre Geschichte spürt man auf Schritt und Tritt – in den Fassaden, in den kleinen Läden, im gemächlichen Tempo der Menschen. Und man spürt sie auch hier, im Hotel, das mit Stil, Seele und einer Prise Understatement überzeugt.
Kolonialer Charme trifft Karoo-Chic
Das Drostdy ist stilvoll restauriert, zentral gelegen und voller Geschichte. Es trägt den kolonialen Charme der alten Zeit – und gleichzeitig den offenen, lebendigen Geist der Gegenwart. Alte Mauern, junge Seele. Historischer Stadtkern, modernes Lebensgefühl.
Was viele nicht wissen: Das Drostdy ist auch eine Hotelfachschule. Junge Talente aus der Region lernen hier ihr Handwerk. Marvin, der Chief Operations Manager, erzählt uns beim Kaffee im Innenhof von seiner Arbeit – und davon, wie viel Herz und Hingabe in diesem Haus steckt. Und genau das spürt man. In jedem Raum, in jedem Gericht, in jedem Lächeln.
Drostdy Hotel Graaff-Reinet: 5-Sterne-Boutiquehotel mit Geschichte
Hier gibt es kein hektisches Hotelfoyer. Stattdessen beginnt dein Aufenthalt dort, wo das letzte Funkloch endet – und der Empfang nicht aus Mobilfunk, sondern aus einem warmen Lächeln und einem ersten Glas La Motte Wein besteht. Auf dem Tresen liegt ein dickes Gästebuch – und man könnte schwören, dass irgendwo zwischen den Seiten eine Notiz von Nelson Mandela schlummert.
Stilistisch ist das Drostdy eine perfekte Mischung: ein Hauch Oxford-Club trifft auf koloniale Gentleman’s Lounge. Chesterfield-Sofas mit Kuhfell, dunkle Holzregale, Jagdtrophäen an den Wänden – ein bisschen zu echt vielleicht –, und eine deckenhohe Weinvitrine, deren Bibliotheksleiter allein schon ein Versprechen ist.
Es gibt auch einen Pool im Garten. Lang, schmal, still. Eingebettet zwischen schneeweissen Mauern, schattenspendenden Bäumen und akkurat geschnittenen Hecken. Die Liegen unter den grün-weiss gestreiften Sonnenschirmen haben Winterpause. Für mich ein klarer Fall von: schönes Setting, falsche Jahreszeit.
Direkt neben dem Pool liegt Stretch’s Court – eine charmante, gepflasterte Gasse, gesäumt von pastellfarbenen Fensterläden in Rosa, Türkis und Gelb, Bougainvilleen in voller Blüte und ganz viel Postkarten-Potenzial. Dazwischen steht die Sklavenglocke – sie erinnert leise, aber eindringlich daran, dass diese weissen Cottages einst Unterkünfte für befreite Sklaven waren.
Zimmer & Suiten voller Charakter
Ich weiss nicht, ob es das hellgrüne Türchen war oder der knirschende Kies unter den Schuhen – aber irgendetwas an diesem Moment hat mich sofort entschleunigt. Wir übernachten in einem der 48 Zimmer, die das Drostdy bietet – alles liegt verteilt auf drei historische Höfe. Jedes einzelne: individuell, geschmackvoll, mit einem Hauch Karoo-Romantik. Die Standard-King-Rooms sind grosszügig geschnitten, mit hohen Decken. Besonders hängen geblieben ist bei mir das Badezimmer – freistehende Badewanne (klar!), dazu ein schwarz-weisser Schachbrettboden – eine Hommage an vergangene Zeiten.
Eine kleine Veranda, eingerahmt von blühenden Hecken und Weinranken, als hätte jemand eine private Gartenkulisse aus einem südafrikanischen Landhausroman gebaut. Davor: zwei schmiedeeiserne Stühle mit grün-weissen Kissen, ein Tischchen – perfekt für den ersten Kaffee am Morgen oder ein Glas Chenin Blanc im letzten Licht des Tages. Die Bodenfläche aus feinem Kies, die alten Weinfässer als Pflanzkübel – alles wirkt gewollt einfach, aber stilvoll.
Wenn du, so wie ich, ein Faible für rustikal-elegantes Interieur hast, das zwischen englischer Landhausbibliothek und südafrikanischer Farmvilla pendelt, wirst du dich hier wohlfühlen. Das Drostdy setzt auf ein Design, das sich irgendwo zwischen Kolonialnostalgie und Karoo-Chic einpendelt – ein gekonnter Mix aus britischem Salonflair und afrikanischem Country-Style. Ich bin verliebt. Vor allem in die Sessel mit Fellbezug – sie sind nicht nur Hingucker, sondern auch erstaunlich bequem.
Wer durch die Flure des Drostdy Hotels schlendert, merkt schnell: Hier erzählen die Wände Geschichten. Besonders im Restaurant und im Foyer hängen sie – botanische Illustrationen und antike Vogelzeichnungen. Ein Grossteil der Werke stammt von Norman C.K. Lighton, dem Künstler hinter den Originaltafeln des legendären Bestimmungsbuchs The Birds of South Africa von Austin Roberts. Die erstmals 1940 veröffentlichten Illustrationen gelten bis heute als Meilenstein der südafrikanischen Ornithologie – 1968 wurden sie offiziell als „Africana“ eingestuft.
Kulinarik im Drostdy: Karoo-Lamm & regionale Spezialitäten
Ein dunkler Holztisch zieht sich durch den Raum, flankiert von weichen Kuhfell-Teppichen auf poliertem Dielenboden. An der Wand ein deckenhoher Weinschrank. Das Licht ist gedämpft – Kerzen werfen warme Schatten, als würde jeden Moment Karen Blixen zur Dinnergesellschaft dazustossen. Irgendwo spielt leiser Jazz. Lounge-Sessel mit Messinggriffen laden zum Versinken ein. In der Ecke lacht eine Gruppe vom Isuzu-Event.
Die Küche im Drostdy ist ehrlich sehr gut – und regional. Sie legt grossen Wert auf lokale Zutaten. Traditionelles Karoo-Essen – modern gedacht. In der Grossen Karoo isst man nicht nur, um satt zu werden. Man isst, um anzukommen. Sich zu verbinden – mit dem Land, der Geschichte, den Menschen. Einfach, aber tiefgründig. Wie die Region selbst. Ausserdem liebt man hier Eintöpfe, die langsam über Stunden schmoren.
Auf dem Teller: zartes Karoo-Lamm, langsam gegart, voll Aroma. Im Glas: ein charaktervoller südafrikanischer Rotwein, vom engagierten Wine Steward Ludewyk mit spürbarem Stolz eingeschenkt.
Das Karoo-Lamm hier ist hier ein Muss! Und du verstehst sofort, warum es als kulinarischer Star gefeiert wird. Die Tiere wachsen in dieser trockenen Halbwüste auf, fressen wilde Kräuter und Gräser – und genau das schmeckst du: zart. Würzig. Ehrlich. Ob als Braten, Kotelett oder im Eintopf – ein Muss, wenn du Fleisch magst.
Alles serviert mit einem kräftigen Roten von Anthonij Rupert Wines oder Ernie Els Wines. Ja, genau: The Big Easy – der Golfprofi, der in Stellenbosch grossartige Weine macht.
Unser Tipp: Ein Wine Tasting mit Charakter. Unter der Leitung von Lodewyk van Heerden werden Gäste auf eine geschmackliche Reise durch die Vielfalt der Weingüter der Familie Rupert geführt – elegant kuratiert, mit viel Know-how, feinem Gaumen und einem Hauch südafrikanischer Nonchalance.
Vom prickelnden Auftakt mit L’Ormarins Brut Classique, über den Cape of Good Hope Altima Sauvignon Blanc und den kräftigen Rotwein Anthonij Rupert Optima bis hin zum vollmundigen Finale mit dem edelsüssen Dessertwein Rupert & Rothschild Vin de Constance erzählt jeder Tropfen von Terroir, Zeit und Handwerk.
Weinprobe im Hotel: Vom L’Ormarins Brut bis zum Rupert & Rothschild
Bei Nineteen steht unser USP im Fokus: eigene Bilder, eigene Eindrücke. Wir zeigen dir Hotels, Restaurants, Erlebnisse und Golfplätze genau so, wie wir sie selbst erleben – ungeschönt, authentisch und nahbar. Was du bei uns siehst, ist keine inszenierte Hochglanzwelt, sondern genau das, was dich als Gast tatsächlich erwartet.
Alle Bilder wurden vom Nineteen-Team selbst fotografiert und unterliegen unserem Urheberrecht. Sie spiegeln unsere echten Erfahrungen wider und garantieren dir einen ehrlichen, unverfälschten Eindruck.
Unser Geheimtipp für zwei: Wenn das Licht weicher wird, die Schatten länger – und die Welt plötzlich still – dann ist das Valley of Desolation der wohl romantischste Logenplatz für deinen Sonnenuntergangsmoment. Und genau dafür stellt dir das Drostdy Hotel mit viel Liebe einen Picknickkorb zusammen: edler Wein von La Motte, feine Leckereien, Stoffservietten statt Plastik – alles, was du brauchst, um diesen Augenblick mit Stil zu geniessen.
Valley of Desolation: Sonnenuntergang mit Picknickkorb
’n Bietjie geskiedenis hoort daarby.
(Wörtlich: «Ein bisschen Geschichte gehört dazu.»)
Geschichte des Drostdy Hotels: Von Magistratenhaus zum Nationaldenkmal
Das ist Afrikaans – und ja, in der Karoo wird es häufig gesprochen. Neben Englisch gehört es hier ganz selbstverständlich zum Alltag, in vielen Orten ist es sogar die Erstsprache.
In ganz Graaff-Reinet spürst du sie – in jeder Gasse, an jeder Fassade. Wer hier steht, vor dieser Tür mit den schweren Messinggriffen, spürt: Dieses Drostdy Hotel hat Geschichten zu erzählen. Was heute als entspannter Rückzugsort mit Boutique-Flair erscheint, war einst der formelle Mittelpunkt kolonialer Ordnung: die Residenz des Magistrats.
Bereits 1878 wurde das Gebäude zum Kromm’s Drostdy Hotel – und blickt seither auf über 140 Jahre Hotelgeschichte zurück. Doch wer genau hinschaut – oder einen Blick in die Zigarrenlounge wirft – entdeckt auf alten Fotografien, dass sich das Haus über die Jahrzehnte mehrfach verwandelt hat: 1885 erhielt es eine viktorianische Fassade und wurde zweistöckig ausgebaut – eine Anmutung, die sich bis 1965 hielt.
1975 kam ein Wendepunkt: Die Oude Meester Group erwarb das Anwesen und restaurierte es gemeinsam mit Historical Homes of South Africa liebevoll im ursprünglichen kapholländischen Stil – mit klaren Linien, Giebelfront und viel architektonischer Ehrfurcht. 1987 wurde es verdientermassen zum Nationaldenkmal erklärt. Und die behutsame Renovierung von 2013/14 verhalf ihm zu jenem stilvollen Auftritt, den du heute erlebst.
Gut zu wissen: Wer im Drostdy Hotel übernachtet, reiht sich ein in eine illustre Liste früherer Gäste – von William Burchell, dem berühmten Naturforscher und Künstler des 19. Jahrhunderts, bis hin zu Nelson Mandela und Königin Elisabeth II.
Freizeit & Highlights in Graaff-Reinet
Golfen im Graaff-Reinet Golf Club
Es gibt Orte, an denen Golf nicht nur gespielt, sondern gelebt wird – und der Graaff-Reinet Golf Club ist genau
Wandern in der Karoo: Camdeboo Nationalpark und sein Valley of Desolation
Der Camdeboo Nationalpark bei Graaff-Reinet im Eastern Cape ist ein verborgenes Naturhighlight der Great Karoo. Der Park umschliesst die historische Stadt

Zurück in die Urzeit – Fossilien im Karoo Origins Fossil Centre
In Graaff-Reinet findest du einen Ort, der dich mitten hinein in die Anfänge des Lebens katapultiert: das Karoo Origins Fossil






