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Tropfen mit Charakter – Die Destillerie Reicheneggerhof in Lana

«Schnaps – das war sein letztes Wort.» So oder so ähnlich könnte die Geschichte beginnen, die man sich am Reicheneggerhof erzählt, wenn die Sonne langsam hinter den Apfelbäumen verschwindet und die erste Flasche geöffnet wird. Du willst Südtirol mit allen Sinnen erleben – und am liebsten mit einem Glas in der Hand? Dann solltest du unbedingt bei der Hofbrennerei Reicheneggerhof vorbeischauen. 

Auf einem sonnigen Hügel gleich oberhalb von Lana liegt er – ruhig, idyllisch und mit viel Charakter. Ein spätmittelalterlicher Weinhof aus dem 15. Jahrhundert, der nicht nur Geschichte atmet, sondern auch ganz viel Hingabe. Seit vielen Generationen wird er von der Familie Höllrigl bewirtschaftet – mit Herz, Handarbeit und einem feinen Gespür für das, was Natur und Zeit gemeinsam hervorbringen.

Die beiden, die wir treffen – das sind Gabi und Josef Höllrigl. Und was die zwei hier auf ihrem Hof geschaffen haben, ist weit mehr als nur die Bewahrung einer alten Tradition. Sie haben ihr neues Leben eingehaucht. Und wie!

Josef Höllrigl kommt nicht mit leeren Händen. Und auch nicht mit grossen Worten. Aber mit einem Stamperl, das er dir reicht wie ein Handschlag: verbindlich, ehrlich, voll Charakter. «Das ist unser Lagrein-Grappa», sagt er, und du merkst schnell – das ist kein Shot, das ist ein Statement. Denn wenn du denkst, Schnaps sei einfach nur klar und stark, wirst du hier ziemlich schnell eines Besseren belehrt. Im Reichneggerhof geht’s nicht um Massenware oder Promille – sondern um Seele im Glas, Geschmack mit Geschichte und Destillate, die Geschichten erzählen.

Schon seit über 500 Jahren brennt hier nicht nur die Anlage – sondern vor allem das Herz und die Leidenschaft für das, was später in edlen Tropfen auf deiner Zunge landet. Zwischen den knarrenden Mauern ihres historischen Hofes wird nicht nur Edelschnaps gebrannt – hier wird gefeiert, verkostet, philosophiert. Über klare Schnäpse, über experimentierfreudige Liköre, über alte Rezepturen und neue Ideen.

Auf ihren Feldern und im Hang wächst nicht einfach Obst – hier entstehen genau die Zutaten für ihre Geschichten in Flaschen. Neben verschiedenen Apfelsorten, Weintrauben und Birnen gedeihen auf dem Hof auch aromatische Pflaumen, Heidelbeeren und Aroniabeeren. Was daraus wird? Feine Destillate, fruchtige Liköre, hausgemachte Chutneys und Aufstriche – alles mit Geschmack, Charakter und einem Hauch Südtiroler Lebensfreude.

Die alte Brennanlage ist ein echtes Schmuckstück mit Spinnwebenpatina und Historiencharme. Die Rezepte sind alle uralt und handverlesen – aus der Schatzkiste der Höllrigl’schen Vorfahren. Unser erste Halt: die Brennerei. Eine uralte Anlage mit kupfernem Bauch, patiniert von den Jahren, umgeben von gemauerten Wänden, die Geschichten erzählen könnten. Über Generationen, über Erntefeste, über feuchtfröhliche Nächte. Lustigerweise hängen lauter Uhren hier an der Wand. 

«Hier drin passiert das Wunder», sagt Josef und klopft liebevoll auf den Kessel. «Das ist wie Kochen – nur mit mehr Geduld und weniger Herdplatte.» Der Duft ist schwer zu beschreiben – eine Mischung aus reifem Obst, feuchtem Holz und einer Ahnung von Feuer.

Wir folgen ihm tiefer hinein in den Hof. Durch knarrende Türen, vorbei an Regalen mit handbeschrifteten Flaschen, alten Etiketten und historischen Fotos. In der Ecke steht eine kleine Holzbank, daneben eine Sammlung seltener Kräuter. «Gabis Zauberkiste», sagt Josef augenzwinkernd.

Mitten ins Glas – ein Besuch beim Reicheneggerhof in Lana

Was Josef als Brennmeister ist, ist Gabi als Likörkönigin – und zwar im besten Sinn des Wortes. Ihre Kreationen sind nicht nur charmant benannt – etwa der «Flugretter» mit Holunder und einem Hauch Pfeffer, gewidmet den Freunden der Flugrettung Bozen – sondern auch echte Geschmacksexplosionen.

Und wer denkt, Liköre seien nur süss und nett, sollte Gabis Orangenbrand probieren: Für diese Spezialität schälen die beiden sage und schreibe 900 Kilogramm Zitrusfrüchte – von Hand, versteht sich. Das Ergebnis? 13 bis 15 Liter reiner Alkohol. Kein Witz – das ist Handwerk mit Fingerspitzengefühl und viel Herz.

 

Führung und Verkostung

Wer tiefer eintauchen will, kann sich auf eine Führung mit Verkostung freuen. Immer montags und freitags um 17.00 Uhr – oder ganz einfach nach telefonischer Vereinbarung. Gekostet wird, was duftet, begeistert und glücklich macht. Geöffnet ist der Hofladen Montags bis Samstags von 9 – 18 Uhr. Das Sortiment des Hofladens umfasst Destillate, Liköre, Chutneys, Fruchtaufstriche, Sirupe, Apfelsaft und Trockenobst.

Anfahrt:

Vom Kreisverkehr Lana in Richtung Ultental – einfach den Duft nach Destillierkunst folgen. Parkplatz vorhanden, gute Laune sowieso.

WAS AUCH NOCH SPANNEND IST