Dieses Weingut in der Toskana ist der Inbegriff toskanischer Eleganz und die Heimat eines hoch angesehenen Rotweins – genau so, wie du dir die Toskana in deinen Träumen vorstellst. Eine von dichten Zypressen gesäumte Strasse führt vom Gutshaus weg und offenbart ein idyllisches Bild, das fast zu schön erscheint, um wahr zu sein – und doch ist es das.
Es ist ein aussergewöhnlicher Morgen. Sanftes Licht dringt durch und der Dunst legt sich wie ein zarter Schleier über die Hügel. Ich blicke über die Herbstidylle und für mich ist es die schönste Zeit des Jahres. Ich befinde mich auf dem malerischen Weingut La Braccesca, das im Süden der Toskana liegt, nur eine halbe Stunde entfernt von den mittelalterlichen Städten Montepulciano und Cortona.
Das Gutshaus von La Braccesca ist ein liebevoll restaurierter Landsitz, der exquisite Gastronomie im Rahmen eines Agriturismo-Anwesens im Montepulciano-Gebiet bietet. Hier ist nicht nur das Interieur geschmackvoll, sondern auch die Speisen, die während der Weinverkostung serviert werden. Gäste von La Braccesca haben zudem die Möglichkeit, bei einem Kochkurs in der Show-Küche des Verkostungsraums buchstäblich die Hände in den Pastateig zu legen. Dabei werden vor allem frische saisonale Zutaten aus lokalem Anbau verwendet.
Das Weingut wurde 1990 gegründet und gehört zur Familie Antinori, die sich seit sechshundert Jahren der Weinproduktion verschrieben hat. Die strengen italienischen Weinregeln verlangen Spitzenprodukte aus speziellen Anbaugebieten mit erlaubten Rebsorten, um ein DOC-Prädikat oder sogar das höhere DOCG-Siegel zu erhalten. Die hiesige Weinproduktion hat eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht.
Das ursprüngliche Kerngebiet des Anwesens erstreckt sich über mehr als hundert Hektar bis nach Montepulciano. Hier, auf den toskanischen Hängen, wird aus der traditionellen Sangiovese-Rebsorte der Vino Nobile di Montepulciano gewonnen, der den begehrten DOCG-Status trägt. Der Name soll angeblich darauf hinweisen, dass einst der Papst diesen “edlen Wein” für sich reserviert haben soll.
Während ich durch die Weinberge spaziere, wird mir klar, dass La Braccesca mehr ist als nur ein Weingut. Es ist ein Ort, an dem Tradition und Moderne in perfekter Harmonie verschmelzen. Die herbstlichen Farben der Reben, das sanfte Licht der Morgensonne und die beruhigende Stille der Landschaft schaffen eine Atmosphäre, die sowohl inspirierend als auch erholsam ist.
In der Show-Küche des Verkostungsraums nimmt der Chefkoch die frischen Zutaten und verwandelt sie in köstliche Gerichte, die perfekt mit den Weinen von La Braccesca harmonieren. Du kannst förmlich spüren, wie viel Herzblut und Leidenschaft in jedem Detail steckt. Von der Auswahl der Zutaten bis hin zur Zubereitung der Speisen – hier wird nichts dem Zufall überlassen.
Und während du deinen selbstgemachten Pasta geniesst und dazu ein Glas des exquisiten Vino Nobile di Montepulciano trinkst, wird dir klar, warum dieses Weingut so besonders ist. Es ist nicht nur ein Ort des Genusses, sondern auch ein Ort, an dem Geschichte und Kultur lebendig bleiben.
Supertoskaner ...
“Supertoskaner” – ein Begriff, der oft bei den Anteprime-Verkostungen fällt, obwohl diese Weine dort nicht probiert werden dürfen. Supertoskaner sind Weine, die nicht den strengen DOCG-Regeln entsprechen und daher als IGT (Indicazione Geografica Tipica) klassifiziert werden. Dennoch haben einige dieser Weine Kultstatus erreicht, wie etwa der Tignanello von Antinori, Ornellaia und Sassicaia.
Es gibt hitzige Diskussionen über diesen Begriff, da “Super Tuscan” nicht geschützt ist. Das führt dazu, dass viele Weingüter mindestens einen IGT im Sortiment haben, den sie als “Super Tuscan” vermarkten, um höhere Preise zu erzielen. Dabei wird oft darauf hingewiesen, dass Supertoskaner vor allem für ausländische Weinliebhaber relevant sind. Andererseits gehen auch 80 % des Chianti Classico in den Export.
Warum sind Supertoskaner so besonders? Sie bieten Winzern die Freiheit, mit verschiedenen Rebsorten und Techniken zu experimentieren, die ausserhalb der DOCG-Regeln liegen. So entstehen aussergewöhnliche Weine, die oft international für Aufsehen sorgen. Diese Weine kombinieren traditionelle toskanische Rebsorten mit internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon oder Merlot, was ihnen eine unverwechselbare Charakteristik verleiht.
Ein Beispiel ist der legendäre Tignanello von Antinori. In den 1970er Jahren brach die Familie Antinori mit den Konventionen und erzeugte einen Wein, der neue Massstäbe setzte. Es war der erste Wein, der Sangiovese mit nicht-traditionellen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc mischte und dabei auch in Barriques reifte. Das Ergebnis? Ein Wein, der die Welt eroberte und den Begriff “Supertoskaner” prägte.
Ähnlich verhält es sich mit dem Ornellaia, einem weiteren Star unter den Supertoskanern. Ornellaia, das Weingut, das einst von Marchese Lodovico Antinori gegründet wurde, hat mit seinem gleichnamigen Wein internationale Anerkennung erlangt. Diese Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und anderen Sorten verkörpert das Beste aus toskanischem Terroir und modernem Weinbau.
Und dann gibt es noch den Sassicaia, der wohl berühmteste Supertoskaner überhaupt. Geprägt von der Nähe zum Meer und den besonderen klimatischen Bedingungen des Bolgheri-Gebiets, besteht dieser Wein hauptsächlich aus Cabernet Sauvignon und einem kleinen Anteil an Cabernet Franc. Der Sassicaia war einer der ersten Weine, der ausserhalb der DOCG-Regeln hergestellt wurde und damit den Weg für die Supertoskaner ebnete.
5 Toskana-Fakten
- Die Toskana, eine Region in Mittelitalien, zeichnet sich durch ihre historische Bedeutung und kulturelle Vielfalt aus.
- Bekannt ist die Toskana vor allem für ihre traditionsreichen Weingüter und die Produktion kräftiger Rotweine.
- Neben dem Weinbau spielen auch die Herstellung von Olivenöl und der florierende Tourismus eine entscheidende Rolle für die Wirtschaft der Region.
- Die Hauptstadt der Toskana ist Florenz, die als Wiege der Renaissance gilt und eine reiche künstlerische und historische Tradition hat.
- Die toskanische Küche zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit aus. Dabei dürfen hochwertiges Olivenöl und edle Weine, charakteristisch für die Region, nicht fehlen.
Gut zu wissen:
La Braccesca erstreckt sich über 508 Hektar, wo einst der alte Bauernhof der Bracci-Grafen stand, von dem sich der Name des Anwesens und sein Wappen ableiten: ein mit einer Rüstung bedeckter Arm, der ein Schwert hält. Seit 1990 ist das Anwesen im Besitz der Marchesi Antinori. Die Gesamtfläche der Weinberge beträgt 340 Hektar und ist in zwei Teile unterteilt: Der erste, von 366 Hektar, von denen 237 mit Weinreben bepflanzt sind, liegt an der Grenze zwischen den Gemeinden Montepulciano und Cortona. Die andere Parzelle, 142 Hektar, davon 103 Hektar Weinberge, erstreckt sich bis nach Montepulciano zwischen drei der bekanntesten Untergebiete für die Produktion großer Rotweine: Cervognano, Santa Pia und Gracciano.